BROTSUPPE
Zutaten:
hartgewordene Brotreste von Vollkorn- oder Roggenbrot
Rosinen (wer sie sich leisten konnten)
Milch
In der kochenden Milch wurden die Brotreste
zu einem schmackhaften Brei -
diese Suppe gab es auch in herzhafter Form mit Gemüse- oder Fleisch(spuren) und dem Zusatz von Bouillon-Würfeln
Auch nach 1948 bestanden viele Sonntagskuchen und manches selbstgebackene Brot aus Maismehl - erstens war es preiswerter als Weizenmehl und zweitens war den Hausfrauen das superweiße amerikanische Mehl nicht recht geheuer.

Es wird gemunkelt, daß ein "nicht mehr ganz
nüchterner Hausmann" mit großem Hunger (in der schlecht beleuchteten Küche) einen sehr
stabilen Pfannkuchen bekam, weil er statt der Tüte mit dem reinweißen Mehl leider die Gipstüte erwischt hatte!
"Heute gibt es wieder Wurstbrühe bei Peters!" sagte Mutter manchmal und schickte mich mit einer blechernen Milchkanne in die Metzgerei. Da kam dann duftende, warme Brühe in die Kanne. In der Brühe,
die eigentlich nur das Kochwasser für die selbstherstellte Wurst von Peters war, schwammen meist noch kleine Fleischstücke und viele Fettaugen.
Mutter kochte damit "Panhas". In den großen Topf kam noch einfache Blutwurst und günstigenfalls kleingeschnittener fetter Speck mit hinein. Wenn die Mischung dann ordentlich brodelte, durfte ich die Tüte mit dem Buchweizenmehl nehmen, mich auf einen Stuhl stellen und das graue Mehl langsam in den Topf rieseln lassen. Die Mutter rührte -erst mit einer Hand,und - je fester die Masse wurde, mit zwei Händen. Das graue Mus warf Blasen, es roch köstlich. Wenn Mutters Arme anfingen, lahm zu werden, mußte ich sie beim Rühren ablösen. Gerührt mußte werden - ununterbrochen - sonst setzte die Masse am Topfboden an und der Panhas schmeckte nach "Brandenburg".
Den steifen Brei goß Mutter dann auf tiefe Teller und stellte ihn zum Abkühlen ins Schlafzimmer auf den Kleiderschrank. Solange wir in diese Höhe weder reichen noch klettern konnten, blieb auch von der speckglänzenden Masse genug übrig. War sie kalt genug, schnitt Mutter sie in dünne Scheiben und briet sie in der Pfanne knusprig.
Schulkinder,deren linker Handrücken dunkler war als der der rechten Hand, hatten nicht etwa den notwendigen Waschvorgang zu früh abgebrochen - nein, sie hatten eben die letzten Krümel des Lakritzensterns abgeleckt. Für 5 bekamen wir genug Salmiak-Pastillen. Damit klebten wir einen schicken Stern auf den Handrücken und fuhren mit der Zunge solange darüber, bis die Pastillen aufgeleckt waren.
Veilchenpastillen waren für diese Art Lutschkunst nicht geeignet, sie sahen aus wie kleine Knöpfe. Auch Negertaler aus Lakritz (runde Scheiben mit einer Prägung wie Geldstücke) zu 1 das Stück, wurden direkt in den Mund gesteckt.
Brausepulver zu 2 die Tüte war sehr beliebt, große Tüten zu 5 konnten wir uns nur selten leisten. Mit einem Strohhalm ließ sich die Himbeer-, Erdbeer- oder Waldmeisterbrause hochsaugen und genüßlich im Mund zu einem flüssigen Schaum auflösen.
Lakritzstangen gab es für ein paar Pfennige in der Apotheke zu kaufen. Eine Stange wurde in viele kleine Stücke zerschnitten. Wir drei Schwestern bekamen jede unser Teil. Die Stückchen zwängten wir in eine leere Flasche, füllten sie mit Wasser auf - und dann wurde geschüttelt, geschüttelt - und nochmal geschüttelt. Allmählich bildete sich ein Schaum auf dem Wasser in der Flasche - schnell mal aufmachen und mit trickreichem Suckeln ein bißchen von dem Schaum herausgelutscht! Wie süß und aufregend kam uns diese Nascherei vor! Die Flaschen stellten wir dann in eine dunkle Ecke unters Elternbett - angeblich sollte sich der Lakritzgeschmack und der Zucker dann schneller mit dem Wasser verbinden. Am nächsten Tag wurde wieder geschüttelt, wieder Schaum abgesogen - und so weiter. Ein wenig Wasser nachgefüllt, wieder schütteln - leider war eines Tages die Lakritze aufgebraucht.
Wenn Mutter gute Laune hatte, bruzzelte sie manchmal Karamel-Bonbons in der Pfanne. Sie nahm alle drei Ringe aus der Öffnung über dem Kohlefeuer des alten Küchenherdes. Die Flamme konnte also die die große gußeiserne Pfanne so
richtig aufheizen. Dann schüttete sie weißen Zucker in die Pfanne, rührte eifrig um und gab noch ein paar Tropfen Kondensmilch dazu. Wir sahen gespannt zu, wie sich der Zucker allmählich auflöste, zu einer klebrigen, süß duftenden braunen Masse wurde und lange Fäden zog. Da liefen wir schnell einen tiefen Teller mit kaltem Wasser holen - Mutter hob die Pfanne und ließ die heiße Karamel-Masse ins Wasser laufen. Es zischte und dampfte, die süßen Fäden kringelten sich zu Mustern und Klumpen, wir konnten es kaum erwarten, die Bonbons abzubrechen und uns die klebrigen Finger abzulecken bis zum letzten süßen Nachgeschmack.