Deutsche Autonummernschilder sind was Feines!
Sie setzen Gedankenspiele ingang und erzeugen manches Schmunzeln.
Soeben jagt ein PS-starker GE-LD die hellrote LI-BE von der Überholspur.
Das mag zwar orthografisch nicht ganz hinkommen, aber ich sehe es mit eigenen Augen und es ist genauso wie im richtigen Leben.
Wenn es umgekehrt gelaufen, ich meine natürlich: gefahren wäre - das hätte mich sehr gewundert!
Gestern überholte mich ein Sportwagen mit der Kennzahl 175, und ich dachte sofort: Hoffentlich hat der Fahrer beim Straßenverkehrsamt für diese Nummer nicht freiwillig 20,-- DM mehr bezahlt!
Es gibt Autos, die rauschen ganz unbeirrt ihren eigenen W-AY, ohne Angst vor der Warnung MG - ON. Ganz besonders geärgert hat mich der 30-Tonner, der mich kurz vor der Ausfahrt noch geschnitten hat und mir seine schmutzige Rückfront zeigte mit dem Schild HE-RZ.
Mir ist überhaupt unklar, ob sich die Fahrer ihre Nummernschilder bewußt aussuchen, oder ob sie sich in der Zeit, wo ihnen das Fahrzeug gehört, ihren Buchstaben-Kombinationen anpassen. Als ich sah, wie der grauhaarige Lenker der grünen Limousine aus ES- EL mit dem 500-Kubikauto, dessen hübschem Inhalt und dem Kennzeichen RE-H, auf der Autobahn das neckische Katz- und Mausspiel trieb, da war ich von der zweiten Version meiner Vermutung fest überzeugt.
Recht lustig fand ich es, als ich mitbekam, wie sich ein Kombi mit den Buchstaben D-DD, offensichtlich verfahren hatte. Da trug er nun das bekannte Kürzel für
ein tolles Drehverfahren, und mußte doch bloß drehen,
ohne daß ein Film daraus geworden wäre.
Ob in Kombination mit den Städtekurzzeichen - oder nur aus den Buchstaben nach dem Strich - mir fallen immer mehr rollende Beziehungs-Kisten auf. Eine wie bei dem nagelneuen Straßenkreuzer, der als Tiefstapler unterwegs ist mit H- und DM 66. So billig wird er den wohl nicht gekriegt haben, es sei denn, es war sein Eigenanteil und der Rest war -gesponsert von Oma.
Wichtige Einrichtungen haben aus gutem Grund Sonderkonditionen bei der Vergabe der Schilder. So fährt in Düsseldorf jeder Rote-Kreuz-Wagen mit den Anfangsbuchstaben D-RK. Und die Diplomaten sind zu erkennen an der Null vorneweg, damit gleich jeder weiß, wer drinsitzt.
Vor ein paar Jahren erkannte ich die Herkunft der meisten Autos an ihren Städtebuchstaben. Ob es ein BM war - der aus Bauernmuffel kam, oder aus WAF, wo die Hunde alle so vornehm bellen - jetzt, nachdem die Besetzung auf unseren Straßen so durchmischt ist mit Teilnehmern aus den neuen Ländern, kenn ich mich nicht mehr so aus mit den Orten. Ich weiß auch nicht, wie es die Leute halten. Dass Leute aus BIW mit dem Zusatz AK alle in Zelten hausen, möchte ich mal nicht annehmen.
Schade, daß die Vorführung immer so schnell vorüber zischt. Ich würde zum Beispiel den Mann dort am Steuer gerne fragen, ob er sich über die Kennzeichen der anderen auch so köstlich amüsiert, obwohl er selbst sein altersschwaches Vehikel schon viele Jahre mit der
treffenden Bezeichnung K -AK herumkutschiert .
Jetzt hätte ich bald vor lauter Philosophieren die Ausfahrt verpaßt. Glücklicherweise fährt vor mir ein Kleinbus und tuckert mir sein RE- AB zu, was ja sicher soviel heißen soll wie: "Rechts abbiegen". "Herzlichen Dank" kann ich ihm mit meinem Schild nicht signalisieren, denn meine Reihenfolge besteht leider nur aus Buchstabensalat.