Zwischen Damaskus und Jerusalem
Mitspieler:
Saul von Tarsus, Barnabas von Cypern, Miriam und Josef, Anna und Simon,
Demetrius und Georgius, griechische Juden , unbekannter Killer.
Sprecher: An einem Mittwoch im Jahre - sagen wir 40- in einem Vorort von Jerusalem
Miriam: Josef? Bist du das? Mach schnell, das Essen steht auf dem Tisch! Wo warst du
denn so lange? Josef...., sag was, du machst ein Gesicht, als wär dir ein Geist
begegnet.
Josef: Nein, es ist nichts. Was gibt es denn heut Gutes?
Miriam: Und du hast doch was! Josef, jetzt sag schon! Hab ich was verbrochen?
Josef: Quatsch, nichts ist los. Nichts, was dich interessieren wird.
Miriam : Hast du wieder Ärger mit deinem Meister in der Werkstatt gehabt?
Josef: Hör auf, sonst gibt´s doch nur Tränen. Ich weiß ja selbst nicht, was ich davon
halten soll.
Miriam: Wovon denn, Lieber? Vielleicht kann ich dir ja helfen!
Josef: Helfen? Sowenig wie uns damals einer helfen konnte!
Miriam: Damals? Josef, das sagst du nur dann, wenn es um unseren Thomas geht! Jetzt
mach endlich den Mund auf, du kannst einen ganz kribbelig reden!
Josef (seufzt) Also bitte, du willst es nicht anders. Ich hab in der Stadt Barnabas gesehen.
Barnabas aus Cypern, den kennst du ja.
Miriam: Wie sollte ich auch nicht. Wenn einer die Streithähne wieder auf den Teppich
zurückholen kann, dann er. Ohne ihn gäb es bestimmt mehr verschiedene
Gruppen als Mitglieder, die sich auf Jesus berufen würden. Und was war jetzt mit
ihm?
Josef: Was meinst du, wer neben ihm ging?
Miriam: Na,wer schon? Jakobus oder Markus?
Josef: Nein, die nicht. Aber genau derjenige, der unseren Sohn auf dem Gewissen hat!
Miriam (schreit laut) Nein, nein! Nicht d e r! (schluchzt und weint)
Hat er endlich seine Maske fallen gelassen und au ch Barnabas verhaftet?
Er weiß ja jetzt alles, was hier läuft. Lange genug hat er unsere Freunde in
Damaskus ausspionieren können und hat ihnen, so gemein wie er ist, vorgelogen,
er glaubte jetzt auch an den Auferstandenen!
Josef: Ich begreife unsere Leute in Damaskus nicht. Daß dieses Schwein ihnen soviel
Sand in die Augen streuen konnte. Sie haben ihn aufgenommen, als gehörte er zur Familie. Naiv kann man das eigentlich schon nicht mehr nennen. Sie wissen
doch, wie der hier bei uns gewütet hat. Besonders von Fortunatus habe ich das
nicht gedacht. Er ist doch erst voriges Jahr nach Damaskus geflohen, weil seine
Frau durch die Machenschaften dieses Verbrechers eine Fehlgeburt hatte.
Miriam (weinerlich) Und Barnabas? War er gefesselt? Hat er ir irgendwelche Zeichen
machen können?
Josef: Barnabas? Vergiß ihn! Vor dem müssen wir uns demnächst auch vorsehen!
Die beiden gingen auf der anderen Straßenseite und haben mich überhaupt nicht
bemerkt. Barnabas hat gelacht und diesem Schlächter auf die Schulter geklopft,
und der hat vor der Villa seiner Eltern unserem "allseits verehrten Barnabas" lange
die Hand geschüttelt. Ich sag dir, Miriam: heute abend gehts rund in Jakobus
Obergeschoß! Jetzt wird reinen Tisch gemacht mit den Verrätern!
Miriam: Ba..Ba... Barnabas? Der? Hast du dich auch nicht verguckt? Ich kann das nicht
fassen! Was wird denn nun? Und du gehst heute abend wirklich zum Treffen?
Dann komm ich auch mit! Das möchte ich sehen, wenn dieses Biest entlarvt wird!
Sprecher: Was drei Tage vor dem Gespräch zwischen Josef und Miriam geschah:
Anna: Hallo! Barnabas? Bist du zuhaus? Hallo!
Barnabas: Anna? Du? So früh am Tag? Ist was mit Simon?
Anna: Weißt du schon was? Hat er dich auch angesprochen?
Barnabas: Wer denn? Simon?
Anna: Nein, nicht mein Mann. (wütend, agressiv) Dieser Scheinheilige, dieser
Hinterlistige... ich mag den Namen gar nicht aussprechen!
Barnabas: Jetzt mal ganz ruhig, Anna, und das ganze nochmal zum Mitschreiben!
Anna: Gestern abend war´s. Simon kam von der Arbeit. Gelaufen! sag ich dir - und guckte
sich um wie ein gehetztes Tier. Er hat die Tür verriegelt, die Vorhänge
zugezogen und die Kinder ins Bett geschickt. Es hat vielleicht gedauert, bis ich aus
ihm herausgekriegt habe, was passiert war! Stell dir vor, Barnabas, wer ihn
auf offener Straße gegrüßt hat und ihn gefragt, ob er ein paar Minuten mit ihm
reden könnte!
Barnabas: Na, der Teufel wirds wohl nicht grad gewesen sein!
Anna: Aber sein bester Diener, Barnabas! Nämlich Saul, der Hohepriester! Und wenn du
erst wüßtest, was der meinem Mann aufgetischt hat!
Barnabas: Dann stimmt es also doch! Er ist in der Stadt! Was das wohl zu bedeuten hat?
Solange er in Damaskus war, hatten wir wenigstens einigermaßen Ruhe hier -
bei unseren Treffen und überhaupt. Hoffentlich geht jetzt nicht wieder alles
von vorne los!
Anna: Simon hat gemeint: dieser gerissene Fuchs hat das ja prima eingefädelt! In
Damaskus ist ihm wohl einiges dazwischengekommen, weil -es wurde ja dort
keiner von uns verhaftet oder mußte noch Schlimmeres mitmachen. Miriam und
Josef waren schon ganz glücklich, daß unsere Gebete geholfen haben. Und
da taucht dieser Mensch wieder auf und behauptet frechdreist, er hätte in
Damaskus ein Wunder erlebt und möchte jetzt zu uns gehören! Was sagst du
zu solch einem raffinierten Zug? Simon sitzt zuhaus und hat einen
Nervenschock. Kein Wunder, nachdem wie er seinen Vetter Stefanus verlor!
Barnabas: Ach Anna, wenn wir nur wüßten, was davon stimmt und was nicht! Markus soll
er schon auf dem Rückweg von Damaskus nach hier getroffen haben.
Johannes Markus hat wohl erzählt, die Priester und andere Juden dort hätten
sogar vorgehabt, Saulus ermorden zu lassen. Entweder war das von ihm eine
abgekartete Sache mit denen, damit wir seine Geschichte glauben - oder es sind
wirklich Dinge vorgefallen, die keiner von uns je erwartet hätte.
Anna: Barnabas! Du wirst doch wohl nicht so naiv sein, darauf reinzufallen? Was hat
der sich nicht schon alles einfallen lassen, um uns zu vernichten! Als er
den Sohn von Miriam und Josef abführen ließ - hat er da danach gefragt, daß der
Junge schwer krank war? "An Lungenentzündung verstorben" hieß es bloß eine
Woche später, und die Eltern konnten die Leiche ihres Einzigen aus einem
feuchten Kellerverließ abholen!
Barnabas: (seufzt tief) Ich hab´s nicht vergessen, Anna! Aber, mir ist da noch so
Verschiedenes zu Ohren gekommen. Vielleicht wär es besser, wenn ich selbst
mal....
Anna: Du bist verrückt, Barnabas! Was sollen die anderen von dir denken? Willst du
uns denn alle ins Unglück stürzen?
Sprecher: Einen Tag nach Annas Besuch bei Barnabas im Villenviertel von Jerusalem
Saulus: "Wer ist da?" (Stimme verstellt)
Barnabas: Mein Name ist Josef Barnabas, ich bin Levit.
Saulus: Barnabas? Barnabas von Cypern? Gott sei Dank! Ich dachte schon, es sind die
Mörder, die der Hohe Rat von Damaskus hinter mir hergeschickt hätte!
Es wär nicht das erste Mal, daß sie mich abservieren wollen.
Barnabas: Das ist genau einer der Punkte, Saul, worüber ich gerne mit Ihnen gesprochen
hätte. Ich sage Ihnen ehrlich: aus unseren Reihen würde das keiner
verstehen, daß ich heute hier bei Ihnen bin. Nach all dem, was gewesen ist, traut
Ihnen keiner über den Weg, auch wenn Sie eine noch so herzzerreißende
Geschichte bringen.
Saulus: Ach, Barnabas! Das hab ich in den letzten Tagen furchtbar gespürt, wie es ist,
wenn sich die Wahrheit wie eine dick aufgetragene Lüge anhört. Aber ich
kann nun mal nichts anderes erzählen als die Wahrheit. Was ich erlebt habe,
kann sich gar keiner ausdenken. Mit Worten ist das sowieso nur schwer zu
beschreiben. Es war so..., es war so... einmalig! Auch wenn alle meine Zeugen in
Damaskus wohnen, es ist alles genau so geschehen, wie ich es Johannes
Markus erzählt habe. Die Stimme und das Licht auf dem Weg in die syrische
Hauptstadt haben meine Begleiter auch gehört und gesehen, aber die Worte
hab nur ich verstanden. Bitte, Barnabas, laß mich zuerst dir die Sache schildern,
und dann kannst du entscheiden, ob ich mich vor der gesamten Gruppe
verantworten darf!
Barnabas: Saul, ich bin auch nur ein Mensch. Wenn Sie versuchen, ein falsches Spiel mit
uns zu treiben, wenn sich der reißende Wolf nur ein Schafspelz umgehangen hat,
um desto besser die Herde fressen zu können - dann stehe ich am Ende da als
der erbärmlichste Verräter und trage mehr Verwantwortung als Sie und Ihre
Henker.
Saulus: Ich danke dir für deine Ehrlichkeit, Barnabas. Ich kann dir nur eine Garantie für die
Wahrheit bieten: das Wort deines und meines auferstandenen und lebendigen
Herrn. Er hat mich gefunden, er hat die Weichen gestellt. So fanatisch für ihn am
Werk wie ich es war und doch so schrecklich weit weg von dem, was er wirklich
wollte - ich glaube, das gibt´s nur einmal.
Und jetzt? Menschen stehen auf meiner Seite, die ich vor kurzem noch als Ver-
brecher bezeichnet habe und entsprechend behandeln ließ. Sie haben mir..m i r...
geholfen, meinen Mördern zu entkommen!
Barnabas, laß mich bei euch sein, sprich für mich! Ihr werdet ja merken, daß ihr ab
jetzt Ruhe haben werdet.
Sprecher: am Mittwochabend, zwei Stunden nach dem
Gespräch von Josef mit seiner
Frau Miriam)
Barnabas: (räuspert sich) Liebe Freunde. Heute ist ein ganz besonderer Tag für uns alle.
Es ist euch ja nicht entgangen, daß wir uns in den letzten Wochen treffen
konnten, ohne daß eine Razzia lief und einige von uns verhaftet oder sogar
gefoltert wurden. Ihr wißt genau, wessen Hass dahintersteckte, wer das größte
Interesse daran hatte, uns zu schaden, oder - wie er es nannte -
unschädlich zu machen. Und dieser Mann, selbst Hoherpriester und
hochgelehrter Gesetzeskenner, sitzt heute hier bei uns. Seit er in
Jerusalem ist, hat er ein paarmal versucht, Kontakt mit euch aufzunehmen, ist
aber verständlicherweise auf eine harte Mauer gestoßen.
Liebe Freunde, Ihr kennt mich, ich bin weder blind noch taub für das, was
geschehen ist - aber ich bitte euch jetzt: bleibt hier und hört seine Geschichte
an und entscheidet dann selbst, ob Saul von Tarsus die Wahrheit sagt! Bitte,.
Saul, wir hören!
Saulus: Ihr Männer und Frauen! Nur zu gut kennt ihr die äußere Gestalt, die vor euch
steht. Aber in dieser Gestalt lebt seit einiger Zeit ein anderer, ein neuer
Mensch.Ich will alles von Anfang an berichten. Als ich mich mit vielen Begleitern
auf den Weg nach Damaskus machte, hatte ich rechtskräftige Vollmachten bei
mir, die es mir erlaubten, die Jesusanhänger in Syrien radikal auszurotten, mit
allen Mitteln. Wir haben uns auf der Strecke von über 200 km fast nur über die
Strategien unterhalten, wie wir die abtrünnigen Rotten aufspüren und unschädlich
machen wollten. Und dann, kurz vor der Stadt, passierte es plötzlich:
Es wurde trotz der grellen Wüstensonne so gleißend hell um uns herum, daß ich
stolperte, hinfiel und wie gelähmt liegenblieb. Und diese Stimme! Saul, Saul,
warum verfolgst du mich? Es gab für mich keinen Zweifel: hier sprach der Gott
unserer Väter mit mir! Aber wieso sagte er: Warum verfolgst du mich? Ich
kämpfte doch f ü r ihn mit aller Kraft ! Ich sorgte dafür, daß er geehrt wurde und
vernichtete seine Feinde, wo ich sie fand. Wieso fragte er mich denn: Was hast
du gegen mich?
Ich mußte Gewißheit haben. "Wer bist du , Herr?" hab ich gestottert. Und er
sprach wieder: Ich bin Jesus, der, den du verfolgst! Er sprach so freundlich, es
war kein Hass, keine Rache in seiner Stimme. Er sagte nur noch: Steh auf und
geh in die Stadt, wo du hinwolltest. Das, was du vorhattest, wirst du nicht tun.
Einer wird zu dir kommen und dir sagen, was du machen sollst. Dann war wieder
nur die Wüste um uns herum. Meine Leute hoben mich auf. Sie waren noch
ganz durcheinander, weil sie die Erscheinung wohl mitgekriegt hatten, aber kein
Wort verstanden. Der zweite Schreck kam, als ich merkte, daß ich blind
geworden war. Solch ein Licht hält kein Auge aus, sage ich euch. Ich wurde nach
Damaskus geführt wie ein unnützer Krüppel, ich wußte absolut nicht, wie es
weitergehen würde. Einer meiner Männer hat in Damaskus einen Freund namens
Juda. In dessen Haus saß ich drei Tage lang wie betäubt, ohne zu essen oder zu
trinken. Ein Satz stand in meinem Kopf: Jachwe, der Ewige und Unnennbare, und
Jesus, der armselige Zimmermann aus Nazareth, waren ein- und derselbe! So
blind meine Augen waren, so sonnenklar wurde mir in diesen Stunden, aus
welchem Irrtum ich freigeworden war. Mir fielen alle Menschen ein, denen
ich Leid und Schmerzen zugefügt habe. Keiner von euch kann sich vorstellen,
wie mir zumute war. Der Allmächtige konnte ja nicht anders, als mich weit von
sich zu stoßen, mich auf ewig verdammen. Ich war verzweifelt und hielt mich nur
noch an dem schwachen Strohhalm fest, daß die Stimme so freundlich mit mir
gesprochen hatte. Am dritten Tag hörte ich Juda mit einem Fremden reden. Der
Mann kam zu mir ins Zimmer. Er nahm meine Hand und sagte: ... ich muß
es immer nochmal sagen: er sagte tatsächlich: Lieber Bruder Saul! Ich bin
Ananias, der Herr schickt mich zu dir! Ich habe geweint, wir beide haben geweint,
liebe Freunde. Ananias erzählte mir, wie er den Auftrag bekam, zu mir zu
kommen. Er ist mit sehr weichen Knien gegangen, obwohl er über meine
veränderte Situation unterrichtet war.

Er wußte sogar mehr über meine Zukunft als ich selber. Ich spürte seine Hände
und hörte wie er sagte: Du sollst wieder sehen können und die Kraft des
Höchsten soll in dir wohnen! Ich sprang auf, hab den Ananias gerüttelt und
geschrieen: ich kann sehen, ich kann sehen, Ananias! Juda kam hereingestürzt.
Er dachte sicher, es wär was Schlimmes passiert. Er stand da, mit großen Augen.
Dann grinste er breit und hat gefragt: "Und was soll meine Frau zum
Abendessen machen?" Ich fühlte mich so wohl, so erleichtert, ich hab gegessen
und getrunken als wär ich am Verhungern gewesen. Freunde, jetzt weiß ich,
wie das ist: mein riesenlanger Schuldbrief, voll mit Dingen, die ich nie und nimmer
selbst hätte edergutmachen können - er ist zerrissen und erledigt! Beglichen von
dem, den ich für den Allerverachtesten hielt. Ananias und die anderen in
Damaskus haben mich mit Freude aufgenommen, als sie hörten, wie Gott
mich erwischt hat. Heute begreife ich eins am allerwenigsten: wie ich alle die
Gesetze, Vorschriften und Zusammenhänge wissen konnte bis ins Kleinste
und nicht begriffen habe, wie eindeutig, wie gradlinig alle Schrift auf Jesus als
den Messias hinweist. Die Leiter der Synagogen in Damaskus merkten bald, daß
ich die Seiten gewechselt hatte. Es muß ziemlich laut darüber gesprochen
worden sein,mich zu ermorden, weil einer der Unseren auch davon erfuhr.
Daraufhin haben mich Freunde des nachts in einem großen Korb an einem Seil
über die Stadtmauer heruntergelassen. An allen Toren der Stadt waren ja
Personenkonrollen eingerichtet, da wäre ich nie vobeigekommen! ine Krawane
hat mich mit zurück nach Jerusalem genommen. Ich hatte ein bißchen gehofft, ihr
würdet mich genau so bereitwillig aufnehmen wie die Gruppe in Damaskus. Aber
es ist mir klar, daß ich das nicht verlangen kann. Vielleicht könnte ihr mir eines
Tages verzeihen. Heute bitte ich euch nur, mir zu glauben und zu vertrauen. Ich
danke euch, daß ich reden durfte.
Sprecher: Saul von Tarsus war bald nicht nur seinen früheren Amtskollegen in Damaskus
im Wege, sondern auch den intellektuellen griechischen Juden, die er in
Jerusalem heftig attakierte und zu überzeugen suchte.
Auf einem belebten Marktplatz trafen sich drei Männer mit finsteren Plänen.
Demetrius: Wen sie wohl schicken werden? Hat man keine Andeutungen gemacht?
Georgius: Das ist doch nicht üblich. Keiner weiß da mehr, als für seine Gesundheit gut ist.
Man hat mir den besten Mann versprochen, der die Sache für den Betrag
erledigt, den wir ausgemacht haben - und daß er eine rote, gewebte Tasche bei
sich trägt.
Demetrius: Und hier ist der richtige Treffpunkt?
Georgius: Ich habs mir genau gemerkt. Im Bazar, zwischen Achmeds Töpferstand und
dem Militärposten.
Demetrius: Georgius, sehen Sie mal unauffällig nach rechts!
Georgius: Das muß er sein! Los, ziehen Sie unsere rote Tasche unterm Mantel vor!
Killer: Gegrüßt, die Herren. Haben Sie das Geld mit?
Demetrius: So spricht der Profi. Sie wissen ja... die andere Hälfte bei abgeschlossener
Aktion!
Killer: Wer?
Demetrius: Saul von Tarsus - hier sind die Daten.
Killer: Unvorsichtig von Ihnen, das aufzuschreiben. Mündlich hätte gereicht. Bis wann?
Georgius: So schnell wie möglich. Und natürlich war es ein bedauerlicher Unfall!
Killer: Halten Sie mich für einen Stümper?
Demetrius: Hier ist Ihr Beutel. Wir warten auf Ihre Erfolgsmeldung.
Killer: Die feudale Beerdigung wird Ihnen wohl als Beweis reichen!
Demetrius: Unheimlicher Kerl. Na hoffentlich klappt alles, onst sind wir die Blamierten.
Georgius: Es muß einfach - stellen Sie sich vor, Saulus Freunde bei uns im Rat bekämen
Wind von der Sache und unsere Namen ....
Demetrius: Schluß jetzt, nächste Woche sind wir klüger und hoffentlich um einen
Volksschädling ärmer.
Sprecher: Der Killer ist unterwegs, aber auch andere Leute haben Augen und Ohren.
Simon: Barnabas, Barnabas!
Barnabas: Jeu, jeu, geht die Welt unter?
Simon: Fast, Barnabas, fast! Bin vom Bazar die ganze Strecke hierher gelaufen, direkt
olympiaverdächtig - aber Scherz beiseite, Barnabas, wir müssen was
unternehmen!
Barnabas: Wie denn, was denn, wo den?
Simon: Barnabas! Saul ist in Gefahr! Lebensgefahr! Ich war bei Achmed, einen Topf
abholen für Anna. Achmed nahm mich mit in den kleinen Lagerraum neben
seinem Stand. Da hörten wir draußen drei Männer griechisch reden. Das war
noch nichts Aufregendes, aber ich hab sie erkannt! Es waren Demetrius und
Georgius, die beiden griechischen Juden, die seit zwei Jahren in der Langen
Gasse den Olivengroßhandel haben und mit denen Saul letzten Sabbat die heiße
Diskussion hatte - du weißt doch!
Barnabas: Das sieht nicht gut aus. Woher kannst du denn Griechisch, Simon?
Simon: Ich doch nicht! Achmed hat so feine Ohren, und er hat mir den Mordplan direkt
übersetzt!
Saulus: Mordplan?
Simon: Jawohl! Saul, du bist hier? Dann gehts gleich zur Sache. Ich sag euch, dieser
fremde bezahlte Mörder versteht sein Handwerk!
Saulus: Mensch, Simon, bin ich froh!
Simon: Du bist bekloppt, Saul, wie kannst du froh sein?
Saulus: Nein, nicht wegen dieser Sache. Aber du, du bist so besorgt. Nach der
Versammlung vorigen Monat warst du so schnell weg und bist mir in der ganzen
Zeit bewußt aus dem Weg gegangen. Ich hab Anna getroffen, und die sagte, sie
dürfte zuhaus das Thema nicht ansprechen, sonst gäb´s dicken Ärger. Und jetzt
kommst du angelaufen und hast Angst um mich.
Simon: Ich, ..ich habe eben nachgedacht,,...... und du, du gehörst jetzt zu uns. Also, laßt
euch was einfallen, Leute!
Barnabas: Ich überleg schon! Hat nicht Manahen letzten Sabbat erzählt, er wollte diese
Woche nach Cäsarea? Er fährt mit großem Gepäck, da fällt Saul kaum
zwischen auf. Er müßte nur diese Nacht pünktlich um drei bei Manahens Villa
sein. ich werd gleich hingehen und unseren Freund informieren. Übermorgen
abend geht ein Schiff von Cäsarea nach Tarsus, das weiß ich zufällig. Da kann
Saul erstmal bei seiner Verwandtschaft untertauchen.
Saulus: Ich kann nichts sagen, Freunde - nur "danke, ihr zwei" Sagt den anderen noch
nichts, wer weiß, wie lange Ohren die griechischen Juden haben.
Irgendwann ,ihr Lieben, sehen wir uns wieder. Meine Familie in Tarsus wird sich wundern. Aber
am meisten wundern wird sie sich darüber, welcher Saul zu ihnen zurückkommt.
Sprecher: Saul von Tarsus ist zurückgekehrt. Sein Leben als Hoherpriester hat er hinter sich gelassen, so
wie seinen alten Rufnamen - die Welt kennt ihn am besten unter dem Namen Paulus, der
Apostel.