Angenommen, sie sind angenommen?
Sag mal, Mike, wo ist denn bei deinem Dudelkasten Radio Luxemburg? Ich versuch schon die ganze Zeit alle möglichen Einstellungen, aber gegen mich hat dein Radio wohl was!"
Mike lachte. "Ja, klaro Gerd, es kommt eben immer auf die richtige Einstellung an. Jetzt kannst du grübeln, wie und welche Einstellung ich meine!"
Ich habe das Gespräch vom Eßzimmer aus mitbekommen und muß lächeln. Dieser Mike - er läßt keine Gelegenheit aus, seinem Freund mit dem Zaunpfahl zu winken. Die beiden kennen sich seit ihrer Schulzeit und verstehen sich prächtig. Vor ungefähr einem halben Jahr setzte sich Mike zu mir in die Küche und dachte laut nach: "Gerd geht mir nicht aus dem Kopf! Wir haben eigentlich noch nie über Glaubensdinge gesprochen - die paar Einladungen zum Jugendkreis nicht gerechnet. Ich wußte immer schon im voraus, daß er nicht kommen würde, damit hab ich wirklicherst gar nicht gerechnet! Ich wollte nur meine "Pflicht" tun, und dabei ist es geblieben. Wie Gerd zu Gott und zu sich selber steht, weiß ich nicht. Ich muß mir da was überlegen!" Aber Mike kommt in der Sache irgendwie nicht weiter, dabei ist Gerd nett und höflich, immer heiter. Ich könnte ihn mir gut vorstellen als fantasievollen Mitarbeiter in einem Gemeindekreis.
Mike versucht, ihn gesprächsweise an seiner Jugendarbeit teilhaben zu lassen, er erzählt ihm genau, was er an Andachtsvorbereitungen und Gruppenstundenarbeit zu tun hat, wenn er es ablehnen muß, die Abende mit Gerd im Flipper-Club zu verbringen. Gerd nimmt Mikes Erklärungen ohne Kommentar hin, zuckt mit den Schultern und sagt bloß: kann man nichts machen - und geht allein zu den Spielautomaten. Mike macht das sehr zu schaffen. Wenn Gerd sich wenigsten mal äußern würde, wenn es mal zu einer Diskussion käme, auch wenn es heiß hergehen würde! Mike ringt um seinen Freund, auch im Gebet, das weiß ich genau. Er sähe nichts lieber, als daß Gerd endlich gewonnen wäre.
Wie sieht es eigentlich bei mir damit aus? Wie würde ich reagieren, wenn z.B. Frau Schmitz von nebenan- für die ich oft bete- wenn Frau Schmitz heute vor meiner Tür stände und mir freudestrahlend erzählen würde, daß sie nun Jesus Christus gehöre? Würde ich ihr das glauben? Würde ich sie ehrlich beglückwünschen und sie als neues Mitglied der Familie Gottes liebhaben?
Wenn ich daran denke, wie scheinheilig freundlich sie oft ist, wie gern sie über andere Leute negativ spricht und noch einige unangenehme Dinge mehr, bin ich da eher skeptisch. Könnte ich abwarten, bis auch bei ihr diese Ecken und Kanten beseitigt wären und sie solange geduldig ertragen? Das kann Jahre dauern, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Na! Ich muß mich erst mal hinsetzen. Mir ist plötzlich, als könnte ich von der Fensterscheibe einen langen Satz ablesen: Ja, ich will euch tragen, bis ins Alter hin, bis daß ihr grau werdet!
Das geschieht mir ganz recht! So geht es einem, der vergißt, wie er selbst von Gott und Menschen immer wieder getragen und angenommen wurde, trotz handgreiflicher Unebenheiten!
Ja, die Einstellung - sie ist eben ungeheuer wichtig! Zuerst muß die Einstellung auf den Sender in Ordnung sein. Zwischen der "Empfangsstation" in mir und zu Gott darf keine Störung, keine Unklarheit, sein. Dann ist auch eine klare Wiedergabe der Botschaft möglich und für andere deutlich zu verstehen.
Es ist gut, daß Gottes heiliger Geist ab und zu am Knopf dreht und die Einstellung meines Herzens wieder auf die richtige Frequenz justiert.